West-Kanada - Eine Reise durch Alberta, die kanadischen Rockies und British Columbia


Nachdem es die letzten Jahre etwas ruhiger geworden ist, haben wir uns nun dazu entschieden den Blog wieder aufleben zu lassen. Einige Reiseziele sind dazu gekommen und wir starten heute mit
Kanada.
Wir freuen uns auf die grandiose Gebirgswelt der Rocky Mountains, unberührte Natur und weltoffene Metropolen. Bei dieser 3-wöchigen Reise kombinieren wir genussvolles Wandern zu Türkis schimmernden Seen und schneebedeckten Bergen mit Wildnisabenteuern im Land der Bären, Elche und Wale.




Wir fliegen von Frankfurt nach Calgary, wo wir die erste Nacht verbringen und nach einem stärkenden Frühstück in einem authentischen 60er-Jahre Diner unsere Reise Richtung Süden starten. Unser Ziel ist der an der US-Amerikanischen Grenze liegende Waterton-Lakes-Nationalpark, der auf einer Fläche von 525 km² die typische Fauna wie Bären, Elche, Rehe und Bergziegen zu bieten hat und uns, als Neulinge der kanadischen Bergwelt, mit fantastischen Ausblicken überrascht. 


Auf der 250 km langen Strecke legen wir einen Zwischenstopp am "Head-Smashed- In Buffalo Jump" ein, der als einer der ältesten und besterhaltenen Büffel-Jagdplätze in Nordamerika gilt. Der Buffalo Jump wurde zur Büffeljagt verwendet, lange bevor die indigenen Völkern Pferde oder Feuerwaffen kannten. Die Indianer verkleideten sich als Kojoten und trieben die gewaltige Büffelherden über eine 15 Meter hohe Klippe ins Tal. Die ersten Büffel versuchten noch an der Kante zu stoppen, wurden aber von den vielen nachfolgenden Tieren überrannt und stürzten in den Tod. Diese Art der Jagt wurde für sagenhafte 5500 Jahre angewandt, was zu Knochenablagerungen führt, die 12 Meter in die Tiefe reichen. 





Nachdem wir im Visitor Center erfahren, dass unserer geplante Wanderung aufgrund einer "Bärenwarnung" nicht stattfinden kann, müssen wir unsere Pläne ändern und gehen mit dem Bertha Lake Trail eine wunderschöne Wanderung von etwa 10 km Länge. Es ist kühl und wir hoffen auf den ein oder anderen wärmenden Sonnenstrahl. Iris ist gut vorbereitet und hat zum Schutz vor Bären ein Glöckchen dabei, welches dazu dient den Bär vorab über unsere Anwesenheit in Kenntnis zu setzten und ihn nicht zu überraschen. Allerdings erfahren wir im Outdoor-Geschäft, dass es angeraten sei Bärenspray dabei zu haben um sich im Falle eines Angriffs zur Wehr setzten zu können. Iris und Christiane steht die Sorge schon ins Gesicht geschrieben aber wir starten frohen Mutes und gut ausgerüstet zu unserer ersten Wanderung.



Wir treffen zwar keinen Bären bekommen aber den Tipp den Park zur Abenddämmerung mit dem Auto zu erkunden, und tatsächlich entdeckt Iris in sicherer Entfernung unsere erste Mutter-Kind-Bären-Gruppe. Am nächsten Tag starten wir mit dem Bus zu einer 7-stündigen Wanderung zum Carthew Alderson Trail, der im Reiseführer als eine der schönsten Hochgebirgs-wanderungen Nordamerikas beschrieben wird.


Der Tag startet traumhaft, doch je höher wir kommen um so mehr werden wir von Wolken umhüllt und es wird spürbar kälter. Auch die Sorge vor den Bären wird wieder etwas größer. Wir sollen uns laut unterhaltet heißt es, aber nach 3 Stunden gehen uns so langsam die Themen aus und als wir auch noch auf frische Bärenhinterlassenschaften treffen, entscheiden wir uns ab sofort zu singen. Unser Repertoire ist schier unerschöpflich :-) und reicht vom Rennsteiglied, über deutsche Schlager bis hin zu Kinderliedern. So vertreiben wir nicht nur den Bären und uns die Zeit, sondern tragen auch zur allgemeinen Belustigung jener bei, die uns entgegen kommen. Schließlich reißt der Himmel wieder auf und bietet uns fantastische Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. 






Unsere Reise geht nun weiter nach Norden in das 430 km entferne Lake Luise im Banff National Park. Doch zunächst sehen wir noch riesige Büffel aus nächster Nähe, bevor uns unsere Fahrt weiter durch die weite Prärie in die Rocky Mountains führt.  




Der Lake Luis (1750m) beeindruckt durch seine Türkise Farbe, die sich aber nur bei optimaler Sonneneinstrahlung zeigt. Für uns heißt es also wieder rauf auf den Berg. Vorbei an wunderschönen kleinen Seen und einem Teehaus schlängelt sich der Weg hinauf zum Berg Beehive (2270m). Von dort bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Farbenspiel des Lake Luise. Der See speist sich vornehmlich aus Schmelzwasser mehrerer umliegender Gletscher. Diese mahlen das Kalkgestein der Berge zu so genanntem Felsmehl. Durch die Flüsse gelangt das Felsmehl in den See, wo es hauptsächlich Blau- und Grüntöne des einfallenden Lichts reflektiert und dem See so seine einzigartige Färbung gibt. Weil der See das Wasser ständig erneuert, kann er von Tag zu Tag leicht unterschiedlich gefärbt sein. Da wir nicht genug von den beeindruckenden Seen bekommen können, fahren zu einem weiteren Bergsee, dem Moraine Lake. Auch dieser liegt einfach wunderschön und zur Abend-stunde sind wir hier fast allein.






Bei regnerischen 4°C entscheiden wir uns für eine Spritztour mit dem Auto und hoffen, dass der Himmel im Laufe des Tages doch noch aufreißt. Wir fahren zum Emerald Lake, der in der beeindruckenden Bergwelt des Yoho National Park liegt. Während unserer Kanutour kommen wir aus dem Staunen garnicht raus. Das Wasser scheint still zu stehen und die milchig grüne Farbe wirkt fast unwirklich. Nach einem leckeren Mittag (dem Lonley Planet sei Dank) geht unsere Tour über den Kootenay-Nationalpark wieder zurück nach Lake Luise.









Blauer Himmel, -5°C und Neuschnee begrüßt uns am nächsten Tag. Wir machen uns früh auf den Weg um den Tag in vollen Zügen genießen zu können. Unser erster Stopp ist Peyto Lake, welcher wohl zu den schönsten Fotomotiven zählt. Nach einem kurzen Frühstück starten wir Richtung Gipfel.





Der ursprüngliche Plan war eine kurze Wanderung zum Gipfel zu unternehmen um die großartige Aussicht zu genießen. Allerdings entdecken wir die recht frischen Bärenspuren im Schnee, worauf Iris und Christiane zu keinem Meter mehr zu bewegen sind. Sehr zum Leidwesen der Männer, die natürlich keinerlei Angst hatten und uns sicherlich auch todesmutig beschützt hätten. ;-) Also geht die Fahrt weiter zum Columbia Icefield, welches mit 325 km² eine der größten Ansammlungen von Eis südlich des Polarkreises ist. 





Jasper beeindruckt mit schöner Natur und Wildlife an jeder Ecke. Gut ausgerüstet geht es durch die Wildnis, aber bei unseren Wanderungen sehen wir nichts, außer ein paar Eichhörnchen. Glück haben wir in der Dämmerung, als ein Bär ganz entspannt am Straßen-rand seine Beeren pflückt. Wirklich putzig, dies vom Auto aus zu sehen. Doch eines der ergreifendsten Erlebnisse war sicher der Brunftruf des Wapiti! Nun verlassen wir die Rockies und es geht langsam Richtung Küste.









Unser nächster Halt ist der Wells Grey National Park. Wir nächtigen in einem wunder-schönen Bungalow mit 2 Schlafzimmern und allem was das Herz begehrt. Leider sind wir nur 2 Nächte hier, zu kurz um die Annehmlichkeiten ausgiebig zu nutzen. Wir starten in den Tag mit einer Bootsrunde auf dem eigenen See und einer Pediküre bevor wir wieder die Wanderschuhe schnüren und den Park erkunden. Dieser ist bekannt für seine reißenden Flüsse, an denen man im Spätsommer die Wanderung der Lachse beobachten kann. Tatsächlich sehen wir einzelne Lachse die Stromschnellen hinauf springen. Allerdings sind keine Bären in Sicht - die sind wohl bereits satt gefressen.





Wir überlegen kurz ob wir unser Auto gegen diesen 120.000$ teuren Camper eintauschen sollen, bleiben dann aber doch vernünftig und setzen unsere Reise ins Hinterland fort. Der Weg führt uns über Schotter-pisten durch unbewohntes Gebiet und wir beginnen an unserem Navi zu zweifeln. Vorbei an einsamen Häusern und verlassenen Scheunen erreichen wir nach einer schier endlosen scheinenden Fahrt endlich doch unser Ziel!



Die Echo Valley Ranch bietet, eingebettet in die kanadische Wildnis, alles was der moderne Trapper sich wünscht. Moderner Luxus gepaart mit traditioneller Architektur, 25 Pferde, 5 Hunde, Katzen und Truthähne, ein Gemüsegarten, der für hervor-ragendes Essen sorgt, welches durch die Herkunft der Hausherrin leicht Thailändisch angehaucht ist. Unsere Cowboys sind mutig und nach einer Reitstunde schwingen wir uns dann alle aufs Pferd. Zum Abschluss lernen wir noch schießen. Nebenbei kommt bei einer entspannten Tea Time auch die Erholung nicht zu kurz. Für Gäste, denen der Weg mit dem Auto zu beschwerlich ist, bietet die Ranch sogar eine eigene Landebahn. 


Nach einer Nacht in Whistler, welches als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010 bekannt ist, fahren wir mit der Fähre weiter nach Vancouver Island, wo wir die nächsten vier Tage verbringen. Vancouver Island ist die größte nordamerikanische Pazifikinsel, mit einer Länge von 450 km und 100 km Breite. Heute leben rund 750.000 Menschen auf der Insel, was nur knapp 20 Einwohner pro km² entspricht. Neben Schwarzbären, Pumas und Wölfen leben hier in den Küstengewässern viele Wale. 








Wir entspannen uns, genießen die Sonne und fühlen das erste Mal seit 3 Wochen etwas Ähnliches wie Urlaub. :-) Alles in allem war es in Kanada deutlich kälter als erwartet und so nehmen wir unsere kurzen Hosen ungetragen wieder mit nach Hause. Morgen steht Wale Watching auf dem Programm und danach geht es über Victoria, die Hauptstadt British Columbias, wieder Richtung Festland, wo wir noch 2 Tage in Vancouver verbringen bevor es schon wieder nach Hause geht.





West - Kanada, speziell British Columbia und Alberta, sind wohl eines der schönsten Fleckchen auf dieser Erde. Hier kann man Wandern, Skifahren, Kajaken, Angeln, wilde Tiere beobachten oder schlichtweg die Einmaligkeit der kanadischen Natur bewundern. Gerade die Weite der Wälder und die schier endlos scheinenden Bergketten haben es uns angetan und doch stellen wir am Ende der Reise fest, dass dies alles gar nicht so andersartig zu unserem Zuhause ist, nur eben viel weitläufiger.


Kontaktformular

Name

E-Mail *

Nachricht *